Auf Expeditionskreuzfahrt von Spitzbergen zum 80. Breitengrad, nach Ost-Grönland und Island. Ein sommerliches Arktis-Erlebnis zwischen Eisbergen und Walrossen, Henry und Elisabeth Jedelsky waren auf Einladung von Poseidon Tours dabei.
Unter den letzten Strahlen der verblassenden Mitternachtsonne verlässt die MS Sea Spirit den Hafen von Longyearbyen, dem Hauptort Spitzbergens. Es ist Mitte August, an Bord sind an die Gäste, die Crew und das 13-köpfige Expeditionsteam – insgesamt 18 Nationalitäten. Während das relativ kleine Schiff auf Nordkurs entlang der Westküste geht, fassen wir arktistaugliche, rote Parka und gefütterte Stiefel aus. Bei der obligaten Rettungsübung machen wir uns auch gleich mit den schwarzen Zodiac-Schlauchbooten vertraut.
Am nächsten Morgen laufen wir Ny-Ålesund an, eine ehemalige Bergbausiedlung und früher Ausgangspunkt vieler, manchmal tragisch verlaufender Nordpolexpeditionen. Heute grasen wilde Rentiere zwischen den Häusern und im Hafen spielen Seehunde auf einem halb versunkenen Boot. Unter den riesigen Antennen, die weit nach Russland hineinhorchen, brüten Sturmseeschwalben. Weiter geht es nach Norden, zum landschaftlich beeindruckenden Magdalenefjord, der vor Jahrhunderten ein wichtiger Stützpunkt von Walfängern war. Unsere Zodiac-Schlauchboote bringen uns entlang eines Gletscherabbruches mit viel Blau-Eis und bizarr geformten Eisschollen zu einer Sandbank, auf der sich etwa ein Dutzend Walrosse wälzt, die uns neugierig beäugen. Der folgende Tag bringt kaltes, diesiges Wetter. Es zieht uns weiter in den Nordwesten, nach Bruceneset, wo die erste „wet-landing“ ansteht: Wir waten an Land, besichtigen eine Trapperhütte und zwei alte Gräber dahinter. Zurück an Bord der Sea Spirit, die nun Kurs auf die offene See nimmt, passieren wir den 80. Breitegrad und sind damit nur noch 10 Grad vom Nordpol entfernt. Zwei Finnwale bleiben backbord zurück, ihre Atem-Fontänen sind noch länger sichtbar. Wie jeden Tag, erwarten uns nachmittags abwechslungsreiche Vorträge über Fauna, Flora und Geologie. Ein interessantes Referat hat das ziemlich salzhaltige Meereis zum Thema, das jetzt im Sommer weit nach Norden zurückgewichen ist. Grönland, wir kommen! Nach eineinhalb Tagen auf hoher See steigt eine regenverhangene Küste am Horizont empor. Bald darauf landen wir mit unseren Zodiacs auf Myggbukta (zu Deutsch etwa „Mückenbucht“). Auf der mit rotbraunen, niedrigen Sträuchern und kriechenden Zwergbäumen bewachsenen Tundra finden wir eine alte Wetterstation und längst aufgegebene Erdwohnungen der Inuit. Zurück auf dem Schiff, fahren wir durch den Kaiser-Franz-Joseph-Fjord zum Waltershausen-Gletscher, wo wir mit den Schlauchbooten entlang des kilometerlangen Gletscherabbruchs und zwischen mächtigen Eisbergen hindurchfahren. Einer dieser riesigen Eisberg bricht vor uns mit lautem Donnern auseinander, Eiskristalle stäuben über uns, aber das Zodiac-Boot nimmt die Flutwellen mit Bravour.
Wohin die Reise mit der MS Sea Spirit in den Norden noch geht und was das Expeditionsschiff alles zu bieten hat, lesen Sie in REISE-aktuell 3/22!
© Poseidon Tours, Elisabeth & Henry Jedelsky